Aufgabe
Im Rahmen der B-Trainer-Ausbildung musste ein Spieler analysiert werden und in einem Einzeltraining eine sichtbare Verbesserung der vorhandenen Defizite erreicht werden.
Video 1 – Analyse und Vorgehen
1. Vorstellung des Spielers, Leistungsstand, Trainingsumfang, physische und psychische Voraussetzungen
- Name: xxx
- Alter: 11 Jahre
- Leistungsstand: xxx ist die Nr. 3 im Team.
- Trainingsumfang: 2 x die Woche 2 Stunden. Sondertraining (1 x 2 Stunden) nach Möglichkeit.
- Physische Voraussetzungen:
- xxx hat gut ausgeprägte Muskelatur,
- ist sehr schnellkräftig (der schnellste im Team),
- hat einen sehr hohen Muskeltonus, selbst im Ruhemodus, wirklich locker ist die Muskelatur bei ihm nie,
- Lockerheit fehlt im Schlag, dadurch weniger Beschleunigung, Feinmotorik schwierig
- gute Füße
- Psychische Voraussetzungen:
- sehr ehrgeizig
- Wille ist enorm, geht bis an seine Grenzen und darüber hinaus
- im Wettkampf oft zu ehrgeizig
- Kämpft um jeden Preis, aber kann schlecht seinen eigenen Leistungsstand zu seinem Gegner einschätzen und setzt sich damit oft zu sehr unter Druck
- Tischtennis
- gut
- schnell, gut beweglich
- meist Schläger nahe Neutralstellung
- steht in 3 Winkelstellung
- zu verbessern (Technik)
- VH – TS
- Körperdrehung sollte ausgeprägter sein
- Ellbogen wird nicht als Drehachse verwendet (spielt mit „Flügel“),
- durch hohen Muskeltonus keine Beschleunigung aus Unterarm und Handgelenk – ist fest
- trifft den Ball oft zu spät neben dem Körper
- VH Schlag TS fast immer zu eng am Körper ,
- hält oft die Schlagebene nicht
- freie Arm unterstützt zu wenig die Schlagbewegung
- Antizipation/Verständnis zu wenig ausgeprägt, reagiert oft erst wenn der Ball fliegt
- Distanz zum Ball stimmt oft nicht, steht zu oft zu dicht am Tisch
- RH
- nur Seitwärtsbewegung mit der Hand im RH TS
- Grundlagen für RH sehr schwach – Neuaufsatz für RH – Lernen –
2. Zielsetzung
Aus meiner Sicht ist die “Festigkeit” im rechten Arm eine Hauptursache für viele Probleme in der VH. Das Thema werde ich als erstes angehen. Der 2. Hauptpunkt ist der späte Balltreffpunkt.
Beschreibung der technischen Merkmale die verbessert werden sollen, Beschreibung der Schwerpunktübungen
- VH TS – anzugehende Themen
- Grifffestigkeit / Schlägergriff – Entspannung/Anspannung der Muskulatur
- Beschleunigung aus Unterarm/Handgelenk/ Arm öffnen
- Schlägerhaltung – der Schläger muss locker in der Hand liegen
- Schlagebene
- Balltreffpunkt
- Körperdrehung / Gewichtsverlagerung
- Grundstellung
- RH TS – als Second Goal
- Übungen
- Anspannung/Entspannung üben –
- Schläger immer wieder ablegen lassen, Ziele einfach wählen für lockeres Spiel
- Seilübungen für Handgelenk und Unterarm, eventuell mit Fixierung Oberarm/Schulter – Peitsche, Kreisen, Zielübungen – über das Seil kann die Bewegung von Unterarm/Handgelenk sichtbar gemacht werden und es kann bei diesen Übungen eine leichtere Fixierung realisiert werden
- Mikrobewegungen üben – Ball möglichst flach auf dem Schläger abprallen lassen, gegen Tischkante – Lockere Arme und Handgelenk
- Volley spielen – lockeres Handgelenk
- Wingtsun Übung wegen Spannung der Hand
- Videos zur Korrektur
- TS über Tisch, unter Tisch , am Tisch für den Einsatz von Handgelenk/Unterarm um Rotation (Flugkurve) zu erzeugen
- Körperdrehung
- beidhändige Vorhand
- Matte – sichtbar machen der Gewichtsverteilung
- Wurfübungen – bewusste Ausführung der Körperdrehung mit Einfrieren und Erspüren des Schwerpunktes – z.b. mit Federbällen
Gegenüberstellung
Nr. |
geplante Schwerpunktübung |
durchgeführte Übung |
Abweichungen begründen |
1 |
Aktive Entspannung/Anspannung der Hand – über WinTsun-Übung und beim Spielen regelmäßige Pausen, Schläger immer wieder ablegen lassen |
hat geklappt |
– |
2 |
Änderung Griff – der Griff sollte weiter unten erfolgen – |
hat geklappt, aber nur mit zwingenden Maßnahmen, erst mit einem Centstück für den Zeigefinger blieb die neue Griffhaltung stabil, mittlerweile geht es ohne zwingenden Maßnahmen. |
war mir fast klar, dass es nicht ohne Zwang geht. |
3 |
- Seilübungen für Handgelenk und Unterarm, eventuell mit Fixierung Oberarm/Schulter – Peitsche, Kreisen, Zielübungen – über das Seil kann die Bewegung von Unterarm/Handgelenk sichtbar gemacht werden und es kann bei diesen Übungen eine leichtere Fixierung realisiert werden
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hab ich nicht gemacht, da ich das bei anderen Kindern schon ausprobiert hatte und dann nicht mehr von der Idee überzeugt war |
keine guten Erfolgsaussichten, die anderen Maßnahmen haben ausgereicht. |
4 |
- Mikrobewegungen üben – Ball möglichst flach auf dem Schläger abprallen lassen, gegen Tischkante – Lockere Arme und Handgelenk
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Volley auf kurzen Aufschlag zurücklegen, sowohl VH als auch RH |
Mikrobewegungen mit Tischkante waren zu schwer |
5 |
- Volley spielen – lockeres Handgelenk
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6 |
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sehr gut funktioniert |
7 |
- TS über Tisch, unter Tisch , am Tisch für den Einsatz von Handgelenk/Unterarm um Rotation (Flugkurve) zu erzeugen
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wie im Video durchgeführt |
TS hinter dem Tisch mit Ball auf Boden hat zu viel Rückenlage erzeugt und war daher kontraproduktiv |
8 |
Körperdrehung
- beidhändige Vorhand
- Matte – sichtbar machen der Gewichtsverteilung
- Wurfübungen – bewusste Ausführung der Körperdrehung mit Einfrieren und Erspüren des Schwerpunktes – z.b. mit Federbällen
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hat sehr gut funktioniert, war aber kein großes Thema mehr, damit den Platzierungsübungen (siehe Video) auch die Körperdrehung kam |
Trainingsplan
Zeitraum: 3 Wochen
Vorbereitungsphase 2 Wochen
Einheiten 1 und 2 in der 1.+2 . Woche
Anmerkungen:
- Schnelligkeit: max. Beschleunigung, Belastungsdauer 8-10 Sekunden, 30 Sekunden Pause, 6-10 Durchgänge
- Schlaghärte: sauberer Schlag , max. Geschwindigkeit des Armzuges erreichen
Einheit 1
- Schnelligkeit: Balleimer: VH TS regelmäßig VH, Mi, RH, VH…. -> max. Frequenz – Fehlerquote <20% , Belastungsdauer 8-10 Sekunden, 30 Sekunden Pause, 6-10 Durchgänge
- Falkenberg groß 5 min
- RH, 1-2 x VH, RH -> 10 min
- 6 Durchgänge mit Balleimer je 8-12 x Endschlag mit max. Geschwindigkeit mit Mitte lang- VH lang Endschlag
- Achtung vollständige Erholung zwischen den Durchgängen – 2-3 Min?
- 90 Min KT
- Bein Maximalkraft – 80-100% – 3 x 8 Wiederholungen mit vollständiger Erholung (3 min) – Maximalkraft hat Auswirkungen auf Schnellkraft.
Einheit 2
- Schnelligkeit – Sprünge, Sprints (Liniensprints mit Anschlagen )
- VH, Mi, RH alles TS VH 5 min
- VH, Mi, VH alles TS VH – 10 min
- 6 Durchgänge je 8-12 x AS-RS auf VH lang -> Endschlag max. Geschwindigkeit
Wettkampfphase 1 Woche
Einheit 2 x
- Halbunregelmäßig: Mitte-Ecke-Mitte-Ecke 7 min
- SSChAS+SOAS+OSAS kurz VH regelmäßig 5-7 min
- Ziel: verschiedene Längen, Tempi, Platzierungen, Rotationen im Return ausprobieren
- Steigerung der Variabilität der Returns PRTF
- SUSAS+USAS kurz VH regelmäßig 5-7 min
- Ziel: verschiedene Längen, Tempi, Platzierungen, Rotationen im Return ausprobieren
- Steigerung der Variabilität der Returns PRTF
- 80% kurze AS auf VH – Rest variabel
- Anwendung aus 2.+3.
Video 2 und 3 – Ergebnisse
Einschätzung der Entwicklung
Es ist eine deutliche Verbesserung in der Feinmotorik durch die Änderung der Griffhaltung und damit nachlassender Muskelanspannung zu beobachten. Ausserdem wird dadurch das Handgelenk deutlich mehr eingesetzt. Das führt am Ende zu mehr Rotation und mehr Geschwindigkeit im Ball, da Unterarm und Handgelenkseinsatz deutlich verbessert wurden.
Die Veränderung erfolgte viel schneller als von mir erwartet. Stellenweise war schon in einer Trainingseinheit ein spürbarer Fortschritt sichtbar. Erstaunlich für mich war, dass nach einer 14 tägigen Pause ohne Tischtennis die Bewegung in der VH dynamischer und besser war als vorher.
1. Athlet und Trainer sind beide mit der Entwicklung sehr zufrieden.
2. Durch die stabilere Technik und den Fortschritt ist das Selbstbewusstsein des Athleten sehr gewachsen.
3. Technikanalyse:
- Der Spieler ist immer in der 3 Winkelstellung.
- Schläger ist fast immer in der Neutralstellung.
- Die Bewegungsebene in der VH ist nicht stabil, der Ellbogen wird immer nach vorne geschoben. Daran müssen wir noch arbeiten.
- Die Körperdrehung ist gut. In der RH könnte man diese noch verstärken. Ausserdem steht er in der RH immer ein bisschen mit dem rechten Fuß vorne, was aber der “russischen Schule” entsprechend ok wäre ;).
- Die Beschleunigung und die gesamte Qualität der Bälle (PRTF) sind sehr gut und erfolgen deutlich aus Handgelenk und Unterarm in der RH ausgeprägter als in der VH.
- Der Balltreffpunkt ist besser, aber nicht optimal. Andererseits kann der Spieler die Bälle trotzdem sicher auf dem ganzen Tisch platzieren.
- Bei der VH besteht in Stresssituationen immer die Tendenz den Ellbogen zu dicht am Körper zu haben. In der Seitwärtsbewegung in die RH-Seite wird die Tendenz verstärkt. Bei Bewegungen in die VH ist der Balltreffpunkt öfter besser, aber noch nicht stabil genug.
- Der freie Arm wird beim Schwung holen schon genutzt, aber dann oft vor dem Körper geparkt. Hier bestehen noch Optionen.
Weiteres Vorgehen:
- Stabilisierung Balltreffpunkt
- Arbeiten an der Bewegungsebene in der VH beim Ellbogen
Insgesamt ist die Qualität sehr gestiegen und die Ziele wurden übertroffen. Ich hätte (auf grund fehlender Erfahrungen) nicht erwartet, dass es so schnell so viel besser wird.
Im Trainingslager hat er schon den Größeren richtig Probleme gemacht, wo vorher kein Spiel zustande kam.