Immer wieder werde ich gefragt, warum bestimmte Schläge im Tischtennis nicht klappen. Die Ursachen dafür können sehr verschieden sein. Wichtig ist nach meiner Ansicht, dass man hier systematisch bei der Ursachensuche vorgeht. Im Folgenden gibt es ein paar Ausführungen, die ich während meiner B-Trainer -Ausbildung gelernt habe. Angereichert wird das mit den bisher gemachten Erfahrungen.
– Beobachten –
Ohne Beobachten gibt es kein Ergebnis, daher ist es wichtig zuerst einmal festzustellen, was an den Bewegungen nicht stimmt.
- Schlagergebniss
- PRTF – Platzierung, Rotation, Tempo, Flugkurve
- Technik kein Selbstzweck – Mein Credo ist: „Wer trifft hat Recht“. Grundsätzlich ist es immer gut, wenn der Spieler den Ball gut trifft, auch wenn es dem eigenen Technikverständnis nicht unbedingt entspricht. Wichtig ist hierbei darauf zu achten, welche Auswirkungen diese Art des Treffens hat. Wenn z.b. die Bewegung zu lang ist, dann ist er zu spät bereit für den nächsten Ball.
- Bewegungsfluss der Gesamtbewegung
- Bewegungskopplung
- Teilbewegungen zusammenwirken? Addieren sich die Bewegungen der einzelnen Elemente oder ist eins zu früh oder zu spät (Füße, Hüfte, Schulter, Arm, Unterarm, Handgelenk betrachten).
- Bewegungsrythmus
- An/Entspannung Muskulatur – zu feste Anspannung verlangsamt eine Bewegung – zu locker ist auch nicht gut.
- Übergeordnete Schlagelemente
- 3 Winkel (Knie, Hüfte, Unterarm)
- Schläger in Neutralposition – ist der Weg zu beiden Seiten gleich lang, wenn ich in Neutralstellung bin?
- Balltreffpunkt im goldenen Dreieck
- Ist der Ellbogen frei und als Drehpunkt der Bewegung eingesetzt? Oft wird hier eher die Schulter genommen, anstatt dem Unterarm – diese Bewegung ist gerade beim tischnahen Spiel zu aufwändig und damit zu langsam.
- Nicht- Schlagarm als Unterstützung und frei? Was passiert mit dem passiven Arm? Unterstütz er die Bewegungen?
- Bewegungsebene wird gehalten
- Handgelenk und Unterarm werden zum Beschleunigen genutzt
- Körperdrehung erfolgt?
- Phasenmodell – im Phasenmodell beobachtet man die einzelnen Bewegungsphasen beim Schlag
- Ausholphase
- Schlagphase
- Ausschwungphase
- diese sind abhängig von
- Entfernung zum Tisch
- zu kurz/lang
- ist die Bewegung nicht optimal, so kann man den Spieler bitten die Bewegung an einem Punkt einzufrieren, damit er sieht wo er z.b. anfängt (oft zu weit hinter dem Körper) oder aufhört – z.b. zu weite Ausschwungbewegung. Alternativ ist es gut Videos zu benutzen – hier sollte die Rückmeldung aber innherhalb von 30 Sekunden erfolgen, damit der Spieler eigene Bewegung und Video gut vergleichen kann.
- Schlagansatz
– Beurteilen –
Nach dem wir die einzelnen Elemente des Schlages angesehen haben, müssen wir diese Bewerten. Daher sollte man immer beachten, wenn der Schlag ein vernünftiges qualitativ gutes Ergebnis erzielt, ist eine Veränderung wirklich notwendig?
- Übergeordnete Schlagmerkmale – Ursachen
- bei fehlende Dynamik & Beschleunigung
- zu hohe Muskelspannung
- Schläger zu fest
- Unterarm arretiert
- zu wenige Glieder der kin. Kette gekoppelt
- keine / kaum Körpderdrehung
- kein Impuls aus Fuß/Kniegelenk
- Füße nur gedreht anstelle Abdruck vom Fußballen
- Hüfte/Schulter nicht ausreichend gekoppelt
- freie Arm wird nicht zurückgenommen
- Bewegungsebene wird nicht gehalten
- einzelne Glieder brechen zu stark
aus der Bewegungsebene aus
- Handgelenk zu stark abgeknickt
- Ellenbogen zu eng und zu tief
- Rückenlage
- Balltreffpunkt nicht im goldenen Dreieck
- keine/kaum Körperdrehung
- keine aktive Bewegung auf den Ball zu
- nicht genug ausgeprägte Antizipation
- Grundstellung nicht gehalten
- fehlende Muskulatur
- fehlendes Körpergefühl für Schwerpunkt
vor den Fußballen
- Beine zu eng
- Technikkanal – beurteilen an Hand des Technikkanales
- Elemente und Analyse durch Stresstest am Balleimer
- Tempo
- Rotation
- Platzierung
- wenn Technik beim Stresstesst hält, dann als nächstes die Spielerfähigkeiten prüfen
- Platzierungsgenauigkeit
- Platzierungsvariabilität
– Beraten –
Nach dem wir uns die Ursachen und Auswirkungen angeschaut haben, nutzen wir verschiedene Möglichkeiten um die Themen anzugehen. Oft geht es auch nicht um Fehler, sondern um Optimierungen.
- Bewegungsvorstellung bilden
- Einsicht in Technikleitbild
- individuelle Abweichungen besprechen
- Visualisierungen nutzen
- Duchdringen in Bezug auf übergeordnete Schlagmerkmale
- Lehrvideos, Bilderreihen – die Mehrheit der Menschen lernt durch „abgucken“, daher ist es wichtig die richtigen Vorbilder auszuwählen!
- Schattentraining
- Zeitlupe
- lockeres Bewegen – Muskulatur
- Echtzeit
- Rückmeldung
- Verbal-Akustisch
- Bewegungsanalogien z.B. Rückhand wie Frisbee
- Taktil
- Materialien
- bewegungsführende Hilfen – Tisch an den Tisch stellen, damit nicht tiefer ausgeholt werden kann,
- Ausschalten/Schärfen der Sinne
- Weichmatte, Ohrenstöpsel, Schwarzlichtspiele etc.
- Überkorrektur – z.b. komplettes Überstrecken des Handgelenkes, Körperdrehung bewusst mit viel weiter als Tisch
- Gegensatzerfahrung – z.B. VH Schupf, dann VH TS spielen
- Visuell
- Spiegel-Training
- Nachahmung der Schlagbewegung
- Videofeedback
- Bewegungsaufgaben
- zwingende Situation – Provokationsaufgaben – hier gibt es unendlich viele Möglichkeiten vom Hinstellen einer Bande, dass der Spieler am Tisch bleibt oder weg geht über Handtücher, die verbotene Flächen kennzeichnen.
- Bewegungsausführung erleichtern
- Teillernmethode – hier beschäftigt man sich nur mit einem Element – z.b. beim fehlenden Unterarmeinsatz – TS über dem Tisch nur mit UNterarm spielen – der Spieler steht und konzentriert sich einzig und allein auf den Unterarmeinsatz.
- Vereinfachung
- Reduzierung der Komplexität oder erleichtern der Bewegung – regelmäßige Übungen ohne Zeitdruck
- Differenzielles Training
- Lernen an Kontrasten – ein sehr spannendes und großes Feld. Hier geht es darum, dass die Bewegung nicht immer gleich gelernt wird, sondern dass die Bandbreite der Parameter zu einer Selbstoptimierung des Spielers führt: Bsp. VH TS – 10 x die Bewegung extrem kurz – 10 x die Bewegung normal – 10 x die Bewegung extrem lang. Damit wird die Bandbreite der vorhandenen Lösungsmöglichkeiten erhöht und der Spieler kann optimaler reagieren. Ob und wie diese Lernmethode geeignet ist, muss jeder selbst entscheiden. Ich finde den Ansatz logisch und setze ihn wo möglich auch ein.
- Variationen der Umwelt/Rahmenbedingungen/Bewegungsausführung
Damit ist die kurze Zusammenfassung auch schon fertig. Falls jemand Fragen hat – ganz unten ist der Kommentarbereich. Ich antworte auf alle Fragen.